Nienhuis_Poster Geometry-A2_DE

Wie die Geometrie zu ihrem Namen kam eine Geschichte von Maria Montessori

Die Geschichte, die ich euch gerne erzählen möchte, ereignete sich vor langer, langer Zeit in einem Land namens Ägypten. Auch heute noch heißt dieses Land so und es liegt in Nordafrika am Fluss Nil.

Das Land war sehr trocken und deshalb gab es viele Wüsten. Man konnte nur in der Nähe eines Flusses leben, denn anderswo wuchs nichts, und es gab deshalb auch kein Essen für die Menschen und Tiere. Der Fluss war also sehr wichtig, und deshalb gaben sie ihm einen Namen: Nil. Der Name Nil bedeutet: Strömung oder man kann auch Fluss sagen. Die meisten Ägypter waren Bauern und lebten im fruchtbaren Tal des Nils. Sie bauten Bohnen, Zwiebeln, Melonen und Gurken an. Auch hatten sie Palmen, an denen Datteln wuchsen. Aus Emmer (eine Art Getreide) backten sie Brot und aus Gerste brauten sie Bier. Die Fischer fingen Fische im Nil. Der Nil hat seinen Ursprung in den Bergen, weit entfernt von Ägypten, im Süden. Im Frühling regnete es in den Ländern südlich von Ägypten sehr viel. Dieses Wasser sammelte sich im Fluss und floß mit. Es gab so viel Wasser, dass der Nil zu voll wurde. Das Wasser trat über die Ufer, und die Felder der Bauern wurden überflutet. Wenn das Wasser wieder abgeflossen war, blieb eine fruchtbare Schlammschicht auf den Feldern zurück. Ihr denkt vielleicht, dass eine solche Überschwemmung für die damaligen Ägypter ein Problem war. Aber nein, sie waren sehr froh darüber. Durch diese regelmäßige Überschwemmung, die auf beiden Seiten des Flusses bis zu 10 km breit war, wurde der Boden durch den zurückbleibenden Schlamm sehr fruchtbar. Über ein System von Kanälen und Brunnen, das die Ägypter angelegt hatten, sorgten sie dafür, dass die Felder jedes Jahr viel Wasser bekamen und fruchtbare Erde entstehen konnte. Aber die Ägypter hatten auch ein Problem. Jedes Jahr wurden die Abgrenzungen, wie Pfosten und Zäune um die Felder herum, vom Wasser weggespült. Dadurch gab es Streit und Unstimmigkeiten darüber, wem welches Stück Land gehörte und wer wo etwas anbauen durfte. Deshalb gab es eine Gruppe von Menschen, die solche Probleme lösen mussten. Sie wurden “Harpedonapten” genannt. Das ist ein altes griechisches Wort, das “Schnurspanner” bedeutet. Sie bekamen den Auftrag, das Land in rechteckige Stücke zu teilen. Diese Harpedonapten verwendeten dazu eine Schnur oder ein Seil mit Knoten in bestimmten Abständen voneinander, zum Beispiel einen Knoten alle 5 Meter. Auch die Maße der Pyramiden wurden auf dieselbe Weise wie das Land gemessen. Der Pharao selbst kam, um sich das Vermessen anzusehen. So wichtig war das. Schnurspanner zu sein, war ein sehr bedeutsamer Beruf, und diese Menschen wurden hoch geschätzt. Das Vermessen des Landes begann also mit den “Schnurspannern”. Das griechische Wort für Landvermessung ist Geometrie. Jetzt steht in unserem Wörterbuch, dass Geometrie “Vermessungskunde” bedeutet. Heute werden wir selbst erleben, wie die Schnurspanner in Ägypten das früher gemacht haben.

Das griechische Wort für Landver-

messung ist Geometrie

Verwende die Geschichte auf

2. Eine allgemeine Lektion

3. Praktische Aufgabe

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Materiaal: • Ein Stück Seil (ca. 2 Meter oder mehr) • 12 Perlen

Für dieses Spiel benötigen wir 4 Kinder und 4 Pioniersteine. Die Kinder halten das Seil oder Band an den markierten Knoten fest. Zum Beispiel, wenn wir ein 12 Meter langes Seil oder Band haben, gibt es Knoten bei jedem Meter, wobei die Knoten 1, 4, 9 und 12 mit einer Farbe oder einer anderen Kennzeichnung markiert sind. Das Seil kann geschlossen sein, aber es ist noch besser, wenn es einfach ein langes Seil ist. Zu Beginn bilden drei Kinder ein Dreieck (ein rechtwinkliges ungleichseitiges Dreieck). Kind 1 hält den Anfang des Seils fest, Kind 2 am Knoten 4, Kind 3 am Knoten 9 und Kind 4 am Knoten 12. Nachdem Knoten 12 erreicht ist, bleibt ein kleines Stück Seil übrig, das zum Knoten 1 hin gelegt wird. Anschließend werden die Punkte 1, 4 und 9 auf dem Boden markiert oder es werden Pioniersteine darauf gelegt. Kind 4 nimmt dann das Seil am Knoten 12 und legt es spiegelverkehrt ab. Wenn es ein geschlossenes Seil ist, muss Kind 1 das Seil loslassen, aber der Pionierstein bleibt stehen. Wenn es kein geschlossenes Seil ist, legt Kind 4 den Knoten 12 direkt über Knoten 9 und legt dann den letzten Abschnitt des Seils horizontal in Richtung Knoten 4. Auf diesen wird ein Pionierstein in der rechten oberen Ecke bei Knoten 12 gelegt. Auf diese Weise entsteht ein perfektes Rechteck, markiert von den 4 Kindern oder mit Hilfe der Pioniersteine. Wenn das Spiel draußen gespielt wird, können Pfähle in den Boden geschlagen und die Fläche durch diesen Prozess zwei oder mehrmals erweitert werden.

drei verschiedene Weisen in deinem Unterricht!

Das Stück Seil wird mit Knoten oder Perlen in 12 gleichmäßige Abstände unterteilt.

Möglichkeit A Das Stück Seil wird mit Knoten unterteilt.

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Möglichkeit B Die Abstände werden mit Knoten markiert: • Beginne mit einem Knoten; • Fädele dann eine Perle auf das Seil; • Mach einen Knoten direkt hinter der Perle, sodass sie zwischen den 2 Knoten eingeschlossen ist; • Wähle einen Abstand von 10 cm oder mehr; • Setze einen Knoten; • Setze wieder eine Perle; • Setze wieder einen Knoten; • Wähle dann erneut den gewählten Abstand, und so weiter.

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1. Entdecken durch Fragen stellen

Beispiele: • Könnt ihr euch vorstellen, wie die Ägypter mit einem Seil wie diesem und 4 Personen eine Form erstellen konnten, um die Landstücke abzustecken? • Wofür könnten die dicken (roten) Knoten sein? Kannst du eine Lösung dafür finden? • Welche Form hast du erstellt? • Kannst du damit noch eine andere Form erstellen?

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Lernen liegt im Detail

mon t e s s o r i s i n c e 1929

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